Monatelang keine Sonne - Spiegel lenken Licht in schattige Dörfer

Auf ungewöhnliche Weise haben eine Kleinstadt in Norwegen und ein italienisches Bergdorf das Problem des winterlichen Lichtmangels gelöst: Sie lenken Sonnenlicht mit Hilfe von Spiegeln in ihre dunklen Täler.

Gut sechs Monate im Jahr haben die Bewohner des südnorwegischen Ortes Rjukan jährlich auf Sonnenlicht verzichten müssen. Die Kleinstadt liegt in der Sohle eines engen, schattigen Tals, das nur von Mitte März bis Ende September von den Strahlen der Sonne erreicht wird.

Seit neun Jahren ist es mit der winterlichen Dunkelheit jedoch vorbei: Seither lenken riesige Spiegel Sonnenlicht von einem Berghang am Rande des Tals auf den Marktplatz des Ortes.

Zumindest bei klarem Wetter spiegeln die als Heliostaten bezeichneten Reflektoren die Sonne in das etwa 180 Kilometer westlich der Hauptstadt Oslo gelegene Tal. Die rund 200 Quadratmeter große Lichtfläche inmitten der Stadt wird von den 3000 Einwohnern seither zum Wintersonne-Tanken, aber auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt.

Die Sonnenspiegel von Rjukan sind nicht das erste Projekt dieser Art in Europa. Auch in der italienischen Piemont-Gemeinde Viganella sorgt ein Spiegel im Winter für Sonnenlicht. Dort schaffte es bis zum Bau des Spiegels im Jahre 2006 von Mitte November bis Anfang Februar kein Sonnenstrahl ins Dorf. Seither wird die Piazza im Dorfkern mit gespiegeltem Sonnenlicht erhellt.

Nachgeführt werden die Spiegel von einem elektronischen Steuerungssystem. Dabei werden nicht nur das sichtbare Licht der Sonne, sondern auch 80 Prozent des nicht sichtbaren Spektrums in den Dorfkern reflektiert. Dies reicht sogar aus, um eine spürbare Erwärmung des Dorfplatzes zu erreichen.

Im Gegensatz zum Winter sind während der hellen Sommermonate die Spiegel nicht in Betrieb.